Die einzigartige Flora Fuerteventuras
Ohne Wasser keine Pflanzen. So lautet die unbestrittene Grundregel der Botanik. Der erste Eindruck auf Fuerteventura bestätigt dies erstmal. Hört man die Geschichten der sagenhaften Lorbeerwälder, die in höheren Lagen - vor Ankunft der Spanier - gestanden haben sollen, schüttelt man nur ungläubig den Kopf. Steinwüsten, karge Berghänge sowie weitläufige Strand- und Dünenlandschaften prägen die Vulkaninsel. Ein weiterer Faktor sind die sehr geringen Niederschläge im Jahresverlauf. Nur wenige und sehr anspruchslose Pflanzen wachsen auf den “jungen” Lavafeldern, die in der Landessprache treffenderweise als Malpais (schlechtes Land) genannt werden. Ein gutes Beispiel ist das “Malpais Grande” im östlichen Teil Fuerteventuras, welches vor ca. 10.000 Jahren durch den Ausbruch des heute erloschenen Vulkans “Caldera de la Laguna” entstanden ist. Für die Landwirtschaft sind diese Flächen unbrauchbar. Anders sieht es dann auf den älteren und schon weiter verwitterten Lavafeldern aus. Die Vegetation findet hier bessere Standortbedingungen und ist deutlich vielfältiger. Die meisten Arten sind Spezialisten und haben sich an die trockenen Bedingungen angepasst. In den Dünenlandschaften von Jandia, wo der farbenfrohe Strandflieder und gelber Ginster wachsen, kann es in den Wintermonaten sogar recht bunt zu gehen. Fällt Regen entsteht kurzzeitig ein Blütenmeer.
Welche Arten findet man auf Fuerteventura?
Aufgrund der vulkanischen Beschaffenheit und der geringen Niederschlagsmenge hat sich auf Fuerteventura nur eine eher karge, aber sehr spezialisierte, Flora entwickelt. Dabei kommen sogar 18 Pflanzenarten nur auf Fuerteventura vor. Die Vegetationszonen reichen von Extremstandorten (siehe Malpais) bis zu den etwas grüneren Tälern (Barracos) im Inland. Hier gibt es ausreichend Grundwasser für die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis) und Tamariske. Auch die berühmte Heilpflanze “Aloe Vera” wird im Inselinneren kultiviert. Palmen und die meisten anderen Pflanzen an der Küste überleben nur dank der künstlichen Bewässerung.
Häufig anzutreffen ist die, leicht mit einem Kaktus zu verwechselnde, Kanaren-Wolfsmilch (Euphorbia canariensis). Diese gedeiht - wenig überraschend - bevorzugt auf Felsen und trockenen Berghängen und ist charakteristisch für die Buschzone auf den Kanaren. Die Kanaren-Wolfsmilch wird bis zu 3 m hoch und wächst nur sehr langsam. Größere Exemplare können dann mehrere hundert Jahre alt sein.
Gefahren für die einheimische Vegetation ergeben sich zum einen aus der Absenkung des Grundwasserspiegels als auch durch eine unkontrollierte Beweidung. Deshalb wurden einige Gebiete im Rahmen eines Artenerhaltungsprogramms eingezäunt und mit einheimischen Arten aus einer Baumschule der Biologischen Station von La Oliva bepflanzt. Naturschutzgebiete leisten einen weiteren Beitrag zum Schutz der sensiblen Pflanzenwelt. So wird der Parque Natural de Jandia, im Süden Fuerteventuras gelegen, durch eine eindrucksvolle Dünenlandschaft, wilde Steilküsten, weitläufige Sandstränden und Salzwiesen geprägt. Die Symbolpflanze Fuerteventuras, die Euphorbia handiensis, ein weiteres Wolfsmilchgewächs, hat hier seinen bevorzugten Lebensraum.
Fazit: Auch wenn die Landschaft auf den ersten Blick unbewohnt und abweisend erscheint, bietet sie doch erstaunlich unterschiedliche Lebensräume für sehr spezielle Arten. Deswegen besser bei Ausflügen auf den Wegen bleiben und Verhaltensregeln befolgen…